Wir sind beim Thema Angst, für mich sehr eng verbunden damit
die Themen Tod und Sterben. Von meinen früheren Panikattacken hatte ich euch ja
bereits erzählt, zum Glück habe ich die überwunden, aber wohl ist mir bei
diesen Themen – wie wohl kaum jemandem – noch immer nicht. Ganz klar, beides
macht mir Angst und ich wünschte mir, man könnte es vermeiden ;) Leider wird
das aber nicht funktionieren und so werden wir in unserem ganzen Leben immer
wieder damit konfrontiert, am Ende – sozusagen als Höhepunkt – mit unserem
eigenen Sterben, unserem eigenen Tod.
So ganz klar ist mir dabei nicht, was mir eigentlich am
meisten Angst macht, das Sterben/der Sterbeprozess, der Tod als solches oder
aber auch das Tot sein. Jedes hat für mich seinen ganz eigenen Schrecken.
Das Sterben
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Natürlich habe ich Angst vor einem qualvollen und langsamen
Sterben, ja schon vor dem Wissen, ich werde demnächst sterben müssen, nicht
irgendwann, sondern sehr bald. Das schlimmste daran ist, die Gewissheit,
irgendwann ist es soweit, außer natürlich, der Tod kommt plötzlich und ohne
Vorwarnung. Aber auch dieser Gedanke ängstigt mich. Werde ich sehr leiden
müssen, wird die Angst mich quälen, werde ich unerträgliche Schmerzen erleiden
müssen? Natürlich wünsche ich mir, möglichst gesund und fit, 120 zu werden und
dann - nach einem langen und glücklichen Leben - irgendwann einfach genug zu
haben, einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Diese Wunschvorstellung teile
ich vermutlich mit 95 % aller Menschen, leider spricht die Statistik dagegen. Aber
angeblich soll das Wünschen ja funktionieren (ein anderes Thema) und so habe
ich diesen Wunsch auf jeden Fall mal ans Universum übermittelt.
Der Tod
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Der Moment des Todes, wie wird er sein? Ich war noch nie direkt
beim Tod eines Menschen dabei, aber wie wird es sein, ihn zu erleben? Bei
meinen Großeltern war ich zu jung, bei meinem Vater nur kurz draußen und mein
aller, aller bester Freund nahm sich das Leben, natürlich allein. Am nächsten
dran war ich bei meinem Vater, habe ich doch viele Stunden an seinem Bett
gesessen, die Krankensalbung erlebt. Als er dann starb, war ich, weil er lange
ruhig war, ganz kurz zu Hause um meine Kontaktlinsen raus zu nehmen. Dort
erreichte mich dann die Botschaft aus dem Krankenhaus. Mein Vater musste früh
gegen, er wurde nur 62, hat dazu aber auch einiges beigetragen, durch viele
Jahre exzessives Rauchen, zu viel Alkohol (kein Trinker, aber nahe dran), viel
zu viel Essen, verbunden mit starkem Übergewicht und einem cholerischen Temperament.
Als Folge von alldem erlitt er einen schweren Schlaganfall, er fiel ins Koma und
wachte daraus auch nicht mehr auf, eine Lungenentzündung gesellt sich hinzu und
das war es dann. Merkwürdig war, als ich an seinem Sterbebett saß, er lag, wie
gesagt, im Koma und seine Hand hielt, leise mit ihm sprach, drückte er ganz
unvermutet meine Hand fest, ließ sie dann los und schon sie weg. Ich hatte
damals den Eindruck, nun war er bereit, zu gehen.
Das einschneideste Erlebnis war aber wohl mein eigener
(Fast-) Tod. Mit 15 hatte ich eine sehr, sehr schwere, lebensbedrohliche OP,
die ich aber ganz gut überstand. Aber am zweiten Tag nach der OP versagte dann
mein Kreislauf, ich erlitt einen Herzstillstand. Merkwürdig war das, alle Schmerzen
waren weg, ich sah mich von oben auf dem Bett liegen, es ging mir gut, war wie
in einer Wattewolke. Die Ärzte und Schwestern rannten, waren total hektisch, er
Reanimationswagen wurde hereingefahren. Ich sah sie Injektionen vorbereiten und
wollte am liebsten rufen: „Bitte, lasst mich doch in Ruhe, mir geht es so gut,
ich fühle mich so leicht!“. Leider konnte ich mich aber in keinster Weise
bemerkbar machen, dass war das einzig quälende in dieser Situation. dann bekam
ich die Spritzen und ich war wieder unten im Bett und es tat alles weh.
Tatsächlich stimmten meine Schilderungen haargenau mit den Abläufen überein.
Tot sein
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Damit sind wir auch schon beim Tot sein, beim: Was kommt
dann? manchmal überkommt mich Angst, bei der Vorstellung, in diesem engen Sarg
zu liegen oder dass das Verbrennen doch weh tut könnte und genau darum traue
ich mich auch nicht, einen Organspenderausweis zu beantragen. Was ist „Nichts“,
wie kann es sein, dass es dann kein „Ich“ mehr gibt? Aber vielleicht geht es ja
doch weiter, in einer anderen Welt, aber wie wird diese sein? Paradiesisch,
ohne Sorgen, treffen wir die Menschen wieder, die wir geliebt haben? Oder ist
vielleicht doch etwas am Fegefeuer und am jüngsten Gericht dran? Hoffentlich
nicht! Kommen wir in einem anderen Körper, als anderen Person, zu einer anderen
Zeit wieder ? Auch diese Vorstellung ist für mich nicht angstfrei, ich möchte
nicht in einem Kriegsgebiet, in einem Entwicklungsland oder gar als Tier
wiedergeboren werden! Oder gibt es den Tod am Ende gar nicht, gehen wir nur auf
eine andere Ebene der Zeit? Ich weiß es nicht, aber hier und heute ist unsere
Ewigkeit!
Puuuuh, das ist aber lang geworden. Eure Meinung zu diesem
Thema würde mich wahnsinnig interessieren, also schreibt bitte eifrig eure Kommentare und erzählt von euren Erfahrungen!
Alles Liebe
eure
Emm
Hallo Emm,
AntwortenLöschenschwere "Literatur"... im Moment fehlen mir Kraft und Zeit zum Nachdenken und Kommentieren. Zu viel zu tun, so kurz vor Toresschluß ;)
Nur kurz ein Gruß.
Und ein Buch zum Thema Ängste, welches mir besonders gefallen hat. Frau Wolf kenne ich zwar, mag sie aber nicht...
Mir gefällt : "Nimm dein Herz" in die Hand von Sandmeyer/Stark (wohl auch weil ich die Berge liebe).
Am Wochende bin ich übrigens in deiner Stadt, Tochter mit Familie (freue mich schon riesig auf meinen knapp 2jährigen Enkel) besuchen.
LG
anjou
Liebe Anjou,
AntwortenLöschendas musst du doch auch nicht, hier gibt es überhaupt kein "Muss", nur kann.
Ich wünsche dir einen wunderschönen Aufenthalt in Berlin und mit deiner kleinen - bestimmt sehr süßen - Enkeltochter und natürlich auch der restlichen Familie.
Ganz liebe Grüße
Emm
Liebe Emm,
AntwortenLöschenich bin gerade durch Zufall hier gelandet, weil ich zur Zeit wirklich viele körperliche Probleme/Symptome habe und ich vermute, es sind die Wechseljahre. Komischerweise schreibst Du, als hätte ich das geschrieben.....es kommt mit sehr vertraut bzw. bekannt vor.....
Zur Zeit habe ich große Angst vor dem Tod und beschäftige mich damit. Bin 47 Jahre alt und habe eine 16jährige Tochter die ich alleine aufgezogen habe. Seit fünf Jahren lebe ich in einer Wochenendbeziehung. Ich habe immer alles alleine geschafft und gemacht. Nachdem ich 2005 schwer erkrankte und mein Vater ein halbes Jahr später ganz plötzlich an einem Herzinfarkt in meinen Armen verstarb, ist nichts mehr wie es war. Vorallem, ich, bin nicht mehr die, die ich einmal war!
liebe Grüße Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenes tut mir sehr, sehr leid, dass es dir nicht gut geht. Du hast ja gelesen, ich weiß sehr genau, ich weiß, was du meinst.
Es gibt wohl kaum etwas, was mehr belastet, als diese grässliche Angst, weil einfach kein Ort auf dieser Welt mehr sicher erscheint.
Du solltest dir wirklich dringend Hilfe suchen, sonst frisst dir die Angst mit der zeit die seele auf. An mir siehst du es geht, es ist nicht so, dass ich nie mehr Angst habe, aber ich habe gelernt, mit ihr umzugehen.
Lass dich mal fest drücken, ich freue mich hier viel von dir zu hören!
Alles liebe
Emm