Ich bin ...

Ich bin weiblich, Anfang 50, aber weder tot noch blind, Single, habe eine 20 jährige Tochter und komme so langsam in die Wechseljahre. Mal schauen, wie ich mich so schlage ...

Sonntag, 30. Dezember 2012

Wenn die Eltern alt werden...

Hoffentlich hattet ihr sehr schöne Weihnachten?

Ich liebe mein Mutter, ehrlich. Sie ist eine ganz großartige Frau, die in ihrem Leben viel gesehen und noch mehr erlebt hat.

Sie hat nicht nur die Flucht erlebt, sondern auch noch die letzten Kriegsjahre in einer deutschen Großstadt. Als sehr schöne junge Frau hat sie viel zu früh geheiratet, nur um dem Elternhaus zu entkommen. Kam vom Regen in die Traufe, zur sprichwörtlich bösen Schwiegermutter, in einer fremden Stadt. Ganze drei Monate hielt die Ehe, dann wurde sie Mannequinn (heute: Model) und träumte davon Designerin zu werden. Nächtelang nähte sie die tollsten Kleider, mußte trotzdem Abschied nehmen von ihrem Traum, weil das Geld für die Schule fehlte. 1960 bekam sie mich und weigerte sich meinen Vater zu heiraten, ein unglaublicher Vorgang im Deutschland der 60iger. Von Anfang an trichterte sie mir ein, das nur Bildung frei macht, ging in die Fabrik, nahm jeder Überstunde mit. Und sie war verdammt tüchtig, bereits 1969 flogen wir das erste Mal nach Mallorca in den Urlaub. In den 70igern war sie in der Frauenbewegung aktiv und später in der Gewerkschaft. Tatsächlich konnte ich mein Abitur machen und studieren, ohne sie hätte ich es nur schwer geschafft als Alleinerziehende meine Tochter groß zu ziehen und gleichzeitig erfolgreich im Beruf zu sein.

Jetzt geht meine Mutter auf die 80 zu, die Beine und der Rücken sind ziemlich am Ende und nun macht auch noch das Herz schlapp. Keine Frage, nun ist es an mir, meinen Teil zu leisten, bei ihr zu sein und sie zu stützen. Kurz vor Weihnachten hatte sie einen Herzinfarkt (zum Glück im Krankenhaus), sie wird vermehrt Hilfe brauchen.

Ich weiß das und ich bin gerne für sie da, aber einfach ist es nicht. Manchmal fühle ich mich, wie eingekerkert, komme ich doch kaum noch raus, außer ins Büro. Es machte mir Angst, was da auf mich zu kommt. Werde ich stark genug sein?

Alles Liebe
eure nachdenkliche

Emm

2 Kommentare:

  1. hallo emm,

    es wird hart werden, doch darf man dabei bitte nicht vergessen welche kraft und liebe uns unsere mütter für uns früher aufgebracht haben....
    kopf hoch und kleiner tipp -- sich öfters mal eine auszeit nehmen. bsp. sich eine schöne massage gönnen .....

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  2. da kann ich mich nur anschließen. es ist ein hartes brot, was man da zu leisten hat, aber wenn man ein gutes verhältnis zu den eltern hat und sie so viel für einen getan haben, dann stellt man sich dieser aufgabe. keine angst, du wirst diese aufgabe schritt für schritt meistern =) ich habe, damit meine mutter weiterhin in ihrem haus wohnen kann, eine treppenhilfe einbauen lassen. sie ist geistig topfit, aber schafft die treppen nicht mehr. auf diese weise erleichtert es ihr und auch mein leben. aber wenn es irgendwann schlechter werden sollte mit dem allgemeinzustand, werde ich da sein, auch wenn ich jetzt schon angst davor habe...

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Hallo,
ich freue mich über jeden Kommentar, über Anregungen, Fragen, Kritik aber auch Lob ;-)
Bussi
Emm